maria claudia manakas

23. Juni 20202 Min.

Wie du mit Langeweile bei deinem Kind konstruktiv umgehen kannst

Aktualisiert: 10. Jan. 2021

Wenn die Affen es dahin bringen könnten, Langeweile zu haben, so könnten sie Menschen werden.“ (Goethe, 1907)


 

“Mir ist sooo langweilig”, ein Satz den jeder kennt und der in uns Eltern einen sofortigen Reflex auslöst:

Einen Vorschlag wie unser angeödetes Kind sich schnell wieder aus dieser Misere befreien kann.

Langeweile wird als “sinnloses Herumhängen” interpretiert. Etwas Tun oder Machen dagegen ist per se sinnvoll und besser.

Seit einigen Jahren wird bei immer mehr Kindern und Jugendlichen beobachtet, dass sie Anstrengung vermeiden, Langeweile nicht ertragen können und keine eigenen, kreativen (Spiel) Ideen mehr entwickeln.

Woher kommt das?

Das Internet und die Buchläden sind voll von Ratschlägen und Ideen wie man Kindern die Langeweile vertreiben und sie beschäftigen kann und sollte.


 

Nach Polly Young- Eisendrath (2009) verkümmert jedoch die Fantasie unserer Kinder und ihre Bild- und Vorstellungswelt bleibt gebunden an das Vorgegebene:

Wenn Kinder sofort nach einsetzender Langeweile geradezu bombardiert werden mit Vorschlägen und vorgegebenen Spielen und Bildern, bleibt Ihnen die Chance eigene Bilder, Spiele und Ideen zu entwickeln verwehrt.


 

Der Choreograph Royston Maldoon ( Rhythm is it !) arbeitet mit Kindern und setzt auf Langeweile als Vorbereitung zu einem kreativen Prozess.


 

Und er ist nicht der Einzige. Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen forschen darüber:

Langeweile erzeugt ein Bedürfnis nach Sinn, und ermöglicht eine Selbstbegegnung.

(Goetz, T. 2003)

Unsere gesamte Gesellschaft vermittelt den Anschein, als sei es erstrebenswert, sich ständig mit etwas zu beschäftigen.

Langeweile gilt als etwas Negatives.

Dies ist jedoch ganz und gar nicht der Fall. Langeweile kann – wenn wir ertragen, dass unser Kind sie aushalten muss – zu kreativen Ideen und Prozessen führen.

Falls sich unser Kind also „beschwert“:

„Mir ist langweilig.“

Dann können wir antworten:

„Ja, das kenne ich. Mir ist auch manchmal langweilig. Aber dann habe ich irgendwann wieder eine Idee.“

Die Verantwortung für das Gefühl der Langeweile sollte immer bei deinem Kind bleiben und wir sollten auf Vorschläge für seine „Ablenkung“ in jedem Fall verzichten.


 

Folgendes wird passieren:

Unserem Kind ist langweilig.

Es weiß im Moment nichts mit sich anzufangen.

Das ist ein unangenehmes Gefühl.

Deshalb „beschwert“ es sich auch erst einmal bei uns.

Es möchte das Gefühl loswerden und versucht vielleicht, uns dafür die Verantwortung zu übergeben.

Geben wir sie ihm jedoch zurück, wird es einerseits lernen, Verantwortung für seine Gefühle zu übernehmen – auch und gerade, wenn sie unangenehm sind und andererseits, wird es sich seinem eigenen Inneren zuwenden und nachspüren, was in ihm vorgeht.


 
Wie Langeweile zu Kreativität führt:

Nach geraumer Zeit wird das unangenehme Gefühl der Langeweile in ihm stärker werden. Da es aber seinen Blick auf sein Inneres gerichtet hat, wird es auch wahrnehmen, wann neue Ideen in ihm auftauchen, denen es nachgehen möchte.

Es wird die Erfahrung machen, dass auch unangenehme Gefühle zum Leben dazu gehören und sogar bereichernd sein können und nach und nach lernen, damit umzugehen.

Falls du Fragen hast, oder mit mir arbeiten möchtest, schreibe mir einfach eine kurze email unter: kontakt@kinderhochdrei.de oder schreibe mir eine whatsapp unter: +49 176 621 00 257

Stichwort: Bindungsorientierte Erziehung

Ich freue mich auf dich! Claudia
 

Keen,S. (1992): Es lohnt sich nur der Weg nach Innen. Über das kreative Potential der Langeweile. Ernst Kabel Verlag GmbH, Hamburg 1993

Kast,V. ( 2001): Vom Interesse und dem Sinn der Langeweile. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München. 2. Auflage 2003

    0